Ein Gruppenbild der Schüler der Klasse 9 an der Schule "Am Hermsdorfer Kreuz".

Spielend von Thüringen nach Sachsen

Wir sind Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe 9 (eine gemischte Gruppe aus den Kl. 9a, b und c) der Staatlichen Regelschule „Am Hermsdorfer Kreuz“ in Hermsdorf / Thüringen (siehe Foto).

Sie werden sich fragen, wie wir zur Homepage der Landesschule für Blinde und Sehbehinderte – Förderzentrum Chemnitz passen? Das wollen wir Ihnen in diesem Artikel ausführlich erklären.

Frau Schmidt unterrichtet uns im Fach Sozialwesen. Hier lernt man soziale Kernkompetenzen sowie den Umgang mit Menschen im Alltag. Dieses Fach haben wir alle in der Klasse 7 freiwillig gewählt. Unser Unterricht ist sehr abwechslungsreich, weil wir über eine große Anzahl von Themen des Alltags sprechen, über die man sich bisher noch keine großen Gedanken gemacht hat. So erleben wir schöne Momente zusammen und lernen das Leben unter zahlreichen neuen Aspekten kennen. Deshalb mögen wir das Fach auch sehr.

So wurde uns in der Klasse 9 nun ein völlig neuer Blick auf die Welt von behinderten Menschen eröffnet. Wir haben aber sehr schnell festgestellt, dass es eigentlich ganz normal ist, anders zu sein und es da überhaupt keine Trennung geben sollte / dürfte.

Frau Schmidt wählte als Bildungsbeispiel für den Unterricht in Klasse 9 die Welt der Sehbehinderten und Blinden. Zuerst behandelten wir das Thema theoretisch und versuchten das System der Brailleschrift zu verstehen. Wir lernten die Hilfsmittel kennen, besprachen schwierige Situationen des Alltags und versuchten uns in diese Welt hinein zu versetzen. Später dann startete der praktische Teil. Wir lernten mit einem Partner wie man einen blinden Menschen führt und wie man sich dabei fühlt. Wir machten uns Gedanken über Tabus und diskutierten mögliche Hobbys.

Danach begann das eigentliche Projekt: die Herstellung verschiedener Spiele zur Beschäftigung für blinde und sehbehinderte Menschen. In einer Gruppe arbeiteten jeweils 3 Schüler. Nach der Fertigstellung stellte jede Gruppe ihr Spiel im Unterricht vor und wir probierten sie natürlich auch alle selbst aus. Und ehrlich, wir stellten fest, dass die Lösung mancher Aufgaben uns an unsere Grenzen brachte.

Zu unserer Überraschung stellte uns Frau Schmidt dann Frau Schröter im Unterricht vor. Sie arbeitete viele Jahre im Förderzentrum Chemnitz. Sie gab uns zahlreiche neue und interessante Informationen über die Schule, über das Leben und den Alltag blinder und sehbehinderter Schüler, über die moderne Technik mit der die Schüler und sie im Unterricht arbeiten. Sie zeigte uns die speziellen Lehrbücher, Lineaturen und Hefte. Besonders begeistert waren wir über den Bericht + Video zur speziellen Sportart Goalball. Wir waren außerdem total überrascht und noch mehr erstaunt zu hören, dass die Schüler den gleichen Unterrichtsstoff und Prüfungen wie alle Oberschulen – also wie auch wir – absolvieren.

Frau Schröter machte uns am Ende den Vorschlag, die von uns hergestellten Spiele den Grundschülern ihrer Schule zum Probieren mitzunehmen. Das war natürlich toll und unsere Arbeit hatte sich damit doppelt gelohnt.

Es dauerte gar nicht lange und die Klasse 2 der Landeschule Chemnitz dankte uns in einem dicken Brief (eigentlich viele verschiedene Briefe in Braille oder Großdruck) für die interessanten neuen Spiele. Es war nun gleich auch die Gelegenheit für uns, die gelernten Blindenschriftzeichen anzuwenden. Und: es war nicht einfach die Briefe in Braille zu lesen. Aber in gemeinsamer Anstrengung ist es uns gelungen. Wir waren echt stolz auf uns!

Es folgten auch noch Fotos mit den Schülern der Klasse 2, die sich mit unseren Spielen beschäftigten. Das hat uns riesig gefreut, zu sehen, wie sie mit unseren Materialien arbeiten. Wir stellten einstimmig fest: Lernen muss überhaupt nicht langweilig und kann sogar dazu noch nützlich sein. Das war ein gutes Gefühl!

Wir alle senden liebe Grüße an die Schüler der Klasse 2 und danken der Klassenleiterin Frau Reichert für ihre Unterstützung. Wir haben unseren Blick auf die Vielfältigkeit des Lebens erweitert und somit zahlreiche Vorurteile bzw. Barrieren abgebaut. Danke nochmals!

Die Schüler den Kl. 9a, b und c der Staatlichen Regelschule „Am Hermsdorfer Kreuz“ in Hermsdorf / Thüringen + Frau Schmidt (Lehrerin Sozialwesen)